04.06.2018

Feuchtfröhliche Wetterlage beim Fahrradkino #5 in Köln

Bei unserem 5. KLAK Fahrradkino – Tourstopp in Köln hatten wir eine Erfahrung der besonderen Art. Bisher waren wir verwöhnt gewesen mit stets prallem Sonnenschein. Dieses Mal jedoch war alles anders. Nachdem wir bei 36 Grad schweißüberstömt alles aufgebaut hatten, kam, was die Wetter-App mehr als deutlich angekündigt hatte, wovon wir jedoch gehofft hatten, dass es ein Irrtum sei:  das Gewitter. Donner, Blitz und daumengroße Regentropfen zwangen uns unter jegliche Art von Unterschlupf. Nach dem gröbsten Regensturz, dachten wir es wäre vorbei und irrten uns erneut. So waren wir den gesamten Nachmittag über damit beschäftigt immer wieder auf – und abzubauen, je nach Wetterlage.

Kurz drohte das Fahrradkino im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser zu fallen. Doch wir gaben nicht auf und es hat sich gelohnt! Das Gewitter zog irgendwann doch weiter und wir konnten den Abend noch mit allen Programmpunkten und unseren Klimakurzfilmen genießen. Besonders unser Siebdruck erfreute sich großer Beliebtheit und Jung und Alt fand ein T-Shirt inklusive Motiv, das er*sie sich selbst mit Anleitung bedrucken konnte. Anfänger*innen wurden zu Expert*innen und brachten sich gegenseitig bei, wie die Instrumente zu verwenden sind und wie die Farbe auf dem T-Shirt am besten zur Geltung kommt. Genau wie wir es uns gewünscht hatten!

Auch dieses Mal fand die Veranstaltung wieder an einem ganz besonderen Ort statt. Das Kölner Odonien ist ein Kulturzentrum, Veranstaltungsort, Freiluftatelier und Werkstatt, aber vor allem ein Freiraum für Kreativität und Kunst. Betritt man Odonien, mutet es auf den ersten Blick an wie ein etwas verrückter Schrottplatz. Der Künstler Odo Rumpf gründete es bereits vor Jahrzehnten und mittlerweile ist es in Köln eine Institution. Riesige Statuen, Gebilde, Installationen und kleine kreative Besonderheiten lassen einen staunen und die Zeit vergessen. Man kann sich in Odonien verlieren, herumwandern und entdeckt jede Sekunde etwas Neues. Aus alten Fahrradsitzen und einem alten Rollstuhl wird ein gemütlicher Sessel, aus alten Rohren ein Baum, aus verschrotteten Autos, Gittern und Betonklötzen wird ein riesiger Turm, von dem eine alte Schiene eine Hochseilbahn bildet, auf der ein filigranes Metalltier balanciert. Das toll gebaute Toilettenhäuschen ist umrahmt von einem Metallgitter, was es wie einen Raubtierkäfig aussehen lässt und das Waschbecken darin besteht aus einer alten Schubkarrenschale. In den Kunstwerken wachsen und ranken sich Pflanzen als Teil des Gesamtwerkes. Die alten Industrieteile scheinen mit der Natur zu verwachsen und bilden so eine aussagekräftige Symbiose.

Um die künstlerische und handwerkliche Arbeit zu strukturieren und zu vereinfachen, gibt es Sammelstationen für alle verschiedenen Materialien – Holz, Metall und was das Herz sonst noch begehren könnte. Jedes Mal wenn wir für unsere Arbeit etwas benötigten, zogen wir einfach zu der Sammelstation los und fanden das gesuchte Stück.

In Odonien herumzustreifen machte uns erneut bewusst wie wichtig Platz ist. Denn Odonien bietet einen riesigen Raum dafür, „Müll“ aufzubewahren. So wird den aussortierten Teilen die Chance gegeben zu etwas Neuem verwertet zu werden und damit wieder einen Sinn zu erlangen. Altes muss also nicht sofort weggeschmissen werden um Platz zu schaffen, sobald es nicht mehr genutzt wird. Stattdessen gibt es den Luxus des Raumes, der es ermöglicht einem Objekt für eine Zeit auch ohne Nützlichkeit aufzubewahren und zu warten, bis es später doch wieder irgendwo eingesetzt werden kann. Vielleicht in einem völlig neuen Zusammenhang – als Blatt eines Baumes, als Gesicht einer Figur oder als Sitzmöglichkeit für Gäste.

Diese Räume sind für Städte wertvoll, da dort einerseits Müll neu verwertet werden kann und andererseits da Menschen sich dort ausprobieren und Inspiration für Zuhause und ihr eigenes Leben finden können. Sie können dort umdenken lernen und ihren eigenen Alltag hinterfragen und es wird ihnen dabei eine Alternative angeboten. In den meisten Städten werden diese Räume immer weniger, was für nachhaltige Lebensweisen nicht förderlich ist.

Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir die Chance hatten ein Teil dieses großartigen Ortes zu sein und hier unser Fahrradkino abhalten konnten. Trotz des regnerischen Tages kamen viele Menschen und strampelten so fleißig, dass nicht einmal auffiel, dass es Couch-Potatoe-Wetter war– im Gegenteil, die fleißigen Kölner*innen erstrampelten einen neuen Rekord! Die Batterie wurde trotz Kino um 15% aufgeladen!

Ein toller Tag, vielen Dank an euch!

Unseren Videobeitrag über das Event und The Good Food Köln gibt es in Kürze. Freut euch drauf!